Plastik sparen in Bad und Küche

Veggie Specials Matthias Beuger
Politik / Kommentare 0
Plastik sparen in Bad und Küche - Plastik sparen in Bad und Küche

Plastikmüll in Seevögeln, Plastik-Inseln im Meer, Mikroplastik in unserem Blut… alles Dinge, die beunruhigend sind, wenn man bedenkt, dass wir keine Lego-Menschen auf einem Lego-Planeten sind.

Vielleicht hast auch du schon lange keinen Bock mehr auf Bilder von elendig verendeten Tieren, denen Plastik-Schrott aus den Eingeweiden quillt. Vielleicht würdest du gerne etwas tun, um das Problem zu verringern.


Jetzt sei nur vorweg eins gesagt: Systemische Probleme löst man nicht durch individuelle Konsumentscheidungen und ein anschuldigender Zeigefinger auf eine Privatperson ist ein Zeigefinger weniger auf Unternehmen und Politik. Versteht mich also bitte nicht falsch: Dieser Artikel will nicht verkünden, wie wir die Welt durch die Übernahme eines Lifestyles retten können. Aber gerade als Veganerin bin ich mir auch bewusst, dass ein Kulturwandel von irgendwoher kommen muss, damit Politik (und Unternehmen) drauf reagieren können.

In diesem Sinne: Warum nicht einfach experimentieren, ausprobieren, hinterfragen? Ganz ohne Druck, aber vielleicht mit einer Portion Zuversicht.

Das ersetzt zwar nicht den politischen Aktivismus, aber kann ihn ergänzen – die Praxis zur Theorie quasi.


Wie also startet man ein solches Experiment? Nun, mit einer Frage erst einmal. Und dann sucht man sich mögliche Antworten und probiert diese aus. Ganz empirisch also!


Es folgen daher drei kleine Fragen, die man sich ab und zu stellen und neu beantworten kann. Z.B., wenn die alte Shampoo-Flasche leer ist.


Frage #1: Gibt es dazu nicht eine Alternative?


Muss es der Seifenspender, das Duschgel und die Shampoo-Flasche sein, oder käme man nicht auch mit fester Seife aus? Muss es Sprühdeo sein, oder tut es auch ein Roll-On oder gar Deocreme? Ist eine Zahnbürste mit Bambus-Griff nicht auch in Ordnung? Oder wie wäre es mit Waschpulver im Karton statt dem Flüssigwaschmittel?  Spültücher und Luffa-Schwämme können zumindest teilweise die Rolle von Plastikschwämmen übernehmen. Menstruationstassen gefallen nicht allen, haben aber zumindest den Vorteil, dass sie einem nicht andauernd ausgehen. Zahnputz-Tabletten sparen nicht nur an Verpackung, sondern auch an Mikroplastik.

Viele Produkte lassen sich komplett durch Plastik-freie oder -arme Alternativen ersetzen. Was dabei für dich funktioniert, und was nicht, ist komplett deine Sache und völlig individuell.

Alles kann, nichts muss.


Frage #2: Was brauche ich wirklich?


Wenn der Markt alle Bedürfnisse gesättigt hat, erschafft er halt neue. Aber nicht jeder Haar-Typ braucht eine Spülung, nicht jeder Geruch muss gegendert sein, nicht jedes Ding braucht seinen eigenen Reiniger.

Auch hier lassen sich keine Antworten vorgeben. Manch jemand hat vielleicht zwölf unterschiedliche, empfindliche Oberflächen daheim, die alle besondere Pflege brauchen. Eure Haare sind anders als meine Haare. Vorlieben sind Vorlieben.

Aber ungezwungen hinterfragen kann man in jedem Fall. Was für Reinigungseigenschaften brauche ich eigentlich im Haushalt und überschneidet sich dabei nicht vieles eh? Welche Pflegeprodukte machen einen tatsächlichen Unterschied für meine Haut und meine Haare? Worauf kann ich schmerzfrei verzichten?


Frage #3: Geht es auch ohne?


Gut, in den meisten Fällen wird die Antwort „nein“ sein, sofern man nicht eh schon als Einsiedler*in irgendwo im Wald hockt. Und niemand soll faule Kompromisse in der Körperpflege oder der Hygiene im Haushalt eingehen.

Aber auch hier kann man einfach mal etwas ausprobieren - warum auch nicht?

Wie weit z.B. kommt man mit Natron, Essig und Alkohol in der Reinigung? Wo kann ich Spezialprodukte durch dasselbe Stück Seife ersetzen? Gefällt mir mein Haar, wenn ich es mit angerührtem ROGGENmehl wasche? (Achtung: Keine Experimente mit anderen Mehlsorten! Gluten klebt wie Kaugummi in den Haaren!) Und Weichspüler ist meist eh nicht vegan und zudem ein Nährboden für Bakterien und Schimmel in der Waschmaschine.

Wer ist schon perfekt?


Letztendlich sind euer Bad und eure Küche natürlich nicht die Orte, an denen die Welt gerettet wird. Und zumindest vorerst sollte das Kind auch nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden: Plastik hat auch ein paar tolle Eigenschaften und ist gleichzeitig verhältnismäßig unbedenklich – verglichen mit etwa per- und polyfluorierten Chemikalien, wie sie z.B. bei der Herstellung bestimmter Antihaft-Materialien entstehen. Plastik ist erst in der Masse ein Problem und deswegen ist Perfektionismus an dieser Stelle zwar löblich, aber nicht zwingend notwendig.
Fakt ist aber auch: Eine grüne Solar-Punk-Utopie ohne massive Reduktion von Plastik im Alltag fühlt sich irgendwie unvollständig an. Also warum nicht jetzt schon ein wenig die ersehnte Zukunft leben und neue Wege gehen?

Lust auf erste Experimente? In unserer Rubrik Drogerie finden sich auch immer mal wieder plastikfreie oder -arme Produkte!


News